Einstein-Schüler besuchen Ulmer Synagoge mit Ausstellung und positionieren sich gegen Antisemitismus

Beim Thema Weltreligionen im Rahmen des katholischen Religionsunterrichts blieben 19 Neuntklässler nicht auf der Schulbank sitzen, sondern machten sich auf den Weg in die Ulmer Synagoge, um jüdische Mitmenschen und das Judentum als eine der ältesten Weltreligionen kennenzulernen. Derzeit läuft dort die Sonderausstellung "Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute", in der junge jüdische Erwachsene aus Deutschland über ihren kreativen Umgang mit der Geschichte des Judentums in Deutschland berichten. Die Ausstellung wurde konzipiert von der Zeitbild-Stiftung in Kooperation mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und mit fachlicher Unterstützung durch die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Bei dem Besuch der Realschüler erklärte Petra Bergmann, Vorsitzende vom Förderverein Synagoge Ulm und Mitglied der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, die Geschichte der jüdischen Menschen in Ulm und beantwortete Fragen zum religiösen Alltag von gläubigen Juden.

 

Die Schüler beschreiben, was sie beim Besuch der Synagoge besonders beeindruckt hat:

Niklas, Lasse und Jonathan P. berichten: "Uns haben die sehr starken Sicherheitsvorkehrungen beeindruckt, dass so viele verschiedene Regeln im Judentum zu beachten sind und es ein so großer Aufwand ist, eine Tora zu schreiben, da sie auf Hebräisch und von Hand geschrieben wird."

Maria, Vanessa B. und Vanessa R. ergänzen: "Für uns war vor allem beeindruckend, eine neue Religion kennenzulernen und den Gebetsraum zu sehen. Außerdem fanden wir es spannend, Symbolgegenstände wie zum Beispiel die Kippa oder die Menora, den siebenarmigen Leuchter zu sehen. Ganz toll fanden wir auch die bequemen Stühle weswegen man gerne in die Synagoge geht."

Lukas, Sven und Jonathan S. finden: "Wenn so bequeme Stühle in der Kirche wären, würden wir öfters hingehen."

Ella, Angelina, Nicolas und Christian meinen: "Uns gefielen die vielen Fenster, in denen Davidsterne zu sehen waren. Und die Form und Ausrichtung der Synagoge in Richtung Jerusalem fiel uns auch auf."

 

Durch die Erklärungen der jüdischen Referentin wurde den Schülern vieles klar:

Timo, Jannik und Jonathan E.: "Es ist nicht so einfach, dem Judentum beizutreten. Dazu muss man viel lernen und leben. Zudem war uns nicht klar, wie streng die Regeln bezüglich der Ernährung sind."

Niklas, Lasse und Jonathan P.: "Wir haben gehört, mit wie vielen Problemen das Judentum zu kämpfen hat und hatte."

Annsophie, Sabrina und Emely: "Uns wurde klar, warum der Chanukka-Leuchter vor der Eingangstür neun Arme hat und warum alle Männer in der Synagoge eine Kippa tragen müssen als Zeichen des Respekts davor, dass es jemanden über ihnen gibt."

 

Seit dem Eröffnungsjahr 2012 gab es bereits zwei Gewaltanschläge auf die neue Synagoge in Ulm und antisemitische Kommentare gegenüber Rabbiner Herrn Trebnik. Leider nimmt mit den rechten politischen Strömungen auch der Antisemitismus in unserer Gesellschaft wieder zu.

Timo, Jannik und Jonathan E.: "Um dem entgegen zu wirken, ist es unsere Aufgabe als Jugendliche, bei Gewalt gegen Juden nicht wegzusehen sondern einzuschreiten und entgegenzuwirken. Und wenn Menschen Begriffe verwenden, die judenfeindlich sind, muss man dies ansprechen und sie aufklären."

Maria, Vanessa B. und Vanessa R.: "Wir wollen anderen, die sich antisemitisch verhalten, erklären, was sie tun und dies verhindern. Schließlich möchte keiner dass seine Religion so behandelt wird."

Ella, Angelina, Nicolas und Christian: "Unsere Aufgabe ist, darauf aufmerksam zu machen, was Antisemitismus mit der Welt macht und uns gegen Antisemitismus zu wehren."

In der Ausstellung „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“ haben die Schüler gesehen, wie der Nationalsozialismus die Juden verfolgt, gequält und getötet hat, aber auch, wie junge, erwachsene Juden ihre Vergangenheit kreativ aufarbeiten.

Lukas, Sven und Jonathan S.: "Wir konnten dort sehen, wie Juden trotz der schlimmen Erfahrungen in der Vergangenheit zu ihrer Religion stehen und stolz darauf sind."

"Außerdem erfuhren wir etwas über die Träume der heutigen Juden", ergänzen Annsophie, Sabrina und Emely.

 

Religionslehrer und Schulleiter David Langer bekräftigt die Bedeutung dieser schulischen Exkursion: "Albert Einstein als Namensgeber unserer Schule stellt für uns einen Auftrag dar, durch unsere Schule gezielt für Verständigung zwischen jüdischen Menschen und Andersgläubigen zu sorgen und durch Aufklärung und Annäherung jeglichen Formen des Antisemitismus vorzubeugen."

(Quelle: Albert-Einstein-Realschule. Auf den Bildern: Schülerinnen und Schüler aus Klassenstufe 9 der Einstein-Realschule Wiblingen vor/in der Ulmer Synagoge)

 

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