"Wir leben auf Pump! - Was tun?"

Mitte Januar war die UNESCO-Multivisionsschau „REdUSE - Über unseren Umgang mit den Ressourcen der Erde“ zu Gast an der Albert-Einstein-Realschule in Ulm. Unterstützt von der Beurer-Stiftung, den Entsorgungsbetrieben der Stadt Ulm, Bantleon, Gaiser und der Sparkasse Ulm nahmen über 300 Schülerinnen und Schüler an der 90-minütigen Veranstaltung mit Vortrags-, Film- und Diskussionselementen teil.

Referent Stefan Simonis stellte den Schülerinnen und Schülern die zentralen Inhalte zur Diskussion: Der Rohstoffverbrauch in Deutschland und weltweit nimmt weiter zu. Fast sämtliche natürliche Ressourcen werden verstärkt ausgebeutet,  ihre Vorkommen drohen zu erschöpfen. Um den künftigen Generationen die materiellen und ökologischen Grundlagen zu erhalten, ist ein nachhaltiger Umgang mit unseren Ressourcen unausweichlich.

Der Welterschöpfungstag, also der Tag, an dem der jährliche Vorrat an nachwachsenden Ressourcen weltweit verbraucht ist, rückt immer mehr in Richtung Mitte des Jahres. Das heißt, wir leben immer mehr auf Pump der begrenzten Ressourcen der Erde. Der Anstieg der Weltbevölkerung alleine reicht nicht aus, um den exponentiell wachsenden Ressourcenverbrauch zu erklären. Ein Viertel der Weltbevölkerung verbraucht drei Viertel der Ressourcen aufgrund des Lebensstils im Wohlstand. Der Druck der knapp werdenden Ressourcen sorgt bereits heute für weltweit mehr als 68 Millionen Menschen Wirtschaftsflüchtlinge. Fluchtursachen bekämpfen heißt, dafür zu sorgen, dass diese Menschen in ihrer Heimat gut leben können.

Doch wie sieht Nachhaltigkeit bei nachwachsenden und nicht nachwachsenden Rohstoffen aus? Welche Maßnahmen stehen Ländern aber auch jedem einzelnen Schüler dabei zur Verfügung? Und wie sind die Menschen in den Ländern des Südens von diesen Fragen betroffen und wie können sie von einer besseren Ressourcenpolitik profitieren? Diese Fragen sind die Grundlage für die Bildungskampagne REdUSE – reduce – reuse – recycle, die für drei Jahre durch die weiterführenden Schulen in Deutschland tourt. Die Kampagne wird an rund 2.000 Schulen Station machen und rund 500.000 Schüler erreichen. Projektträger dieser Bildungskampagne sind der Bildungsträger „die Multivision e.V.“, die Verbraucherzentrale NRW und die Entwicklungsorganisation OXFAM.

Die zwei EBU-Beraterinnen Katharina Steiner und Ute Seibt legten den Schülerinnen und Schülern mehrere einfache und praktische Umsetzungsmöglichkeiten dar, in deren Umfeld in Familie und Stadtteil Aktionen für Ressourcenschonung durchzuführen: Schulhefte aus Recyclingpapier, Mitareit beim Reparaturcafé Wiblingen, Stadtputzete, Sauberkeits-Patenschaft, Tausch- und Verschenkmarkt.

Die Multivision ist eine von 49 anerkannten Maßnahmen der UNESCO zur UN Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und einer der größten deutschen Akteure der Nachhaltigkeitsbildung.

Quelle: Ute Seibt. Auf dem Bild: Referent Stefan Simonis im Gespräch mit Schüler/-innen

 

Weitere Positionen zum REdUSE-Projekt:

Frank Braßel, OXFAM: „Die Armut des Südens hat viel damit zu tun, dass wir in den reichen Ländern im Überfluss Leben können. Unsere Kampagne  zeigt den Jugendlichen, warum die Bevölkerung rohstoffreicher Länder häufig sehr arm ist, ihr natürlicher Reichtum zum Fluch wird und warum gerechte Handelsbeziehungen nötig sind, um Armut in diesen Ländern zu überwinden.“ 

Philip Heldt, Verbraucherzentrale NRW: „ Viele Rohstoffe könnten gespart werden, wenn Geräte repariert werden würden. (...) Gerade bei der Unterhaltungselektronik, z. B. bei Smartphones oder Spielekonsolen, ist die Recyclingquote zu gering. Viele Geräte verbleiben in Schubladen oder sind von den Konstrukteuren so gebaut, dass sie schwer recycelt werden können.“

Unterstützt wird die Bildungskampagne REdUSE von beiden Bundesverbänden der Abfallwirtschaft, dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) sowie dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE).

VKU – Verband kommunaler Unternehmen: „Der beste Abfall ist der, der nicht entsteht. Je weniger konsumiert wird, umso weniger wird weggeworfen und umso weniger Rohstoffe werden dafür aufgewendet. Es ist wichtig, dass Jugendliche erfahren, dass hoher Rohstoffverbrauch nicht nur aus ökologischer sondern auch aus sozialer Perspektive negative Auswirkungen hat. Die kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebe informieren darüber bereits seit Jahrzehnten im Rahmen der Abfallberatung. Der VKU unterstützt REdUSE, weil das Projekt die komplexen Zusammenhänge des weltweiten Konsums anschaulich darstellt."

BDE-Präsident Peter Kurth: „Wer nichts im Boden hat, braucht etwas im Kopf. Damit ist Deutschlands Situation recht gut beschrieben. Rohstoffarm und Recyclingweltmeister. Insbesondere die privaten Unternehmen der Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft entwickeln seit Jahrzehnten innovative Verfahren, mit deren Hilfe aus Abfällen Rohstoffe werden. Damit das so bleibt, müssen wir bereits in der Schule das Bewusstsein dafür schärfen, schonend mit den begrenzten Ressourcen umzugehen, Abfälle zu trennen und zu recyceln. Deshalb unterstützen wir das Bildungsprojekt „REdUSE“.

Die Multivision wendet sich direkt an die junge Generation, um deren Zukunft es geht. „Wir wollen Jugendliche direkt und unterhaltsam informieren, wie Nachhaltigkeit geht und welche Wichtigkeit sie für ihr Leben hat. Im täglichen Leben der Heranwachsenden haben Nachhaltigkeit, Ressourcen- und Umweltschutz keinen ausreichenden Stellenwert oder sie haben ein geringes Wissen dazu. Mit unserer Kampagne gelingt es uns, den schulischen Unterricht dazu inhaltlich fundiert und intensiv anzureichern und die Schüler für eine persönliche Beteiligung zu motivieren., ist Franz Schättle von der Multivision e.V. überzeugt.

 

Flyer-Plakat

Weitere Informationen zur Multivision und dem Projekt „REdUSE“ gibt es unter www.multivision.info